Schlagwort-Archive: Wissenschaftsnachwuchs

Was bedeutet „Internetöffentliche Netzwerkwissenschaft“? Ein Brainstorming

Im Nachgang zum Workshop „Interne Wissenschaftskommunikation“ des Forschungsverbundes „Interactive Science“ vom KWI Essen und vom ZMI Gießen (hier) hatte ich Gelegenheit, über „internetöffentliche Netzwerkwissenschaft“ nachzudenken. Auf dem Workshop des ForschungsverbundesInteractive Science“ hatte ich ich das Regime der „Elitewissenschaft“ und ein Gegenmodell „internetöffentliche Netzwerkwissenschaft“ kontrastiert. In der Diskussion um Vertrauen und Qualitätssicherung haben wir herausgestellt, dass sich die Wissenschaft unter dem Einfluss von Impulsen aus dem Internet tiefgreifend verändert, das Regime der „Elitewissenschaft“ durch eine „internetöffentliche Netzwerkwissenschaft“ abgelöst wird, jedoch nicht näher besprochen, wodurch „internetöffentliche Netzwerkwissenschaft“ inhaltlich bestimmt sein wird. Die folgenden 11 Punkte fassen erste Ideen zusammen. Ich bin zuversichtlich, dass das Regime der „Eilitewissenschaft“ durch in den kommenden Jahren durch „internetöffentliche „internetöffentliche Netzwerkwissensschaft“ abgelöst wird, wie ich sie hier andeute. Die Unausweichlichkeit der Impulse aus dem Netz auch für diejenigen, welche eher eine Fortsetzung des Regimes der „Elitewissenschaft“ präferieren, wird unter der Bezeichnung der „Mediatisierung“ ohnehin längst diskutiert. Hier nun meine 11 Punkte – Ergänzungen und Diskussion willkommen:

1. Öffentliche Forschung – Forschung ist öffentlich, solange es nicht gravierende sachliche Gründe gibt, die das Fernhalten einer Forschungsarbeit von der Öffentlichkeit im Einzelfall erzwingen. Forschung, die von Professoren (Beamtenstatus) durchgeführt wird, ebenso wie direkt oder indirekt aus Steuermitteln finanzierte Forschung muss öffentlich sein. Öffentlich sein bedeutet mindestens die Bereitstellung des Forschungsberichts mit allen Ergebnissen als Open Acces Publikation, ebenso die Bereitstellung sämtlicher daraus entstehender Schriften (Monografien, Fachzeitschriftenartikel, Sammelbandbeiträge, Working Papers, Discussion Papers) für die Öffentlichkeit, und drittens das Bereitstellen eines Feedback-Kanals, welcher es Lesern ermöglicht, Fragen und Kommentare öffentlich direkt an den Forscher zu richten. In den Bereich internetöffentlicher Forschung die im Netz publizierte Monografie, ein Artikel in einem Peer Reviewed Journal, aber auch ein Social Media Beitrag, sofern wissenschaftliche Originalität oder Wissenschaftsbezug gegeben sind. Idealerweise gewährt der Wissenschaftler freiwillig – ohne Auflagen durch Hochschule oder Forschungsinstitut – der Öffentlichkeit Einblick in Stufen und Phasen des Forschungsprozesses und diskutiert wesentliche Fragen in den Social Media (z.B. Text, Foto, Video, Podcast, Livestream, Tweet). Weiterlesen

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Institutstag MPIfG – ein nicht-rankingtauglicher Eintrag und drei Fragen zum Wissenschaftsbloggen

Am 1. und 2. Oktober 2008 hielt das MPIfG Köln erstmals seinen Institutstag ab, eine Veranstaltung für Mitarbeiter, Ehemalige, Freunde und Förderer, die Raum für Reflexion bietet. Die Direktoren stellen ihre laufende Arbeit der Diskussion und Kritik durch Kommentatoren, und das Institut reflektiert seine Marschrichtung. Da es sich um eine Veranstaltung in einem geschützten Raum handelt, berichte ich hier v.a. mit Bezug auf bereits veröffentlichte Schriften. Zum Schluss beantworte ich drei Fragen, die mir in Reaktion von Forschern auf sozlog häufiger begegnet sind: 1.Was ist blogbar? 2. Ist Bloggen zum Schaden in Rankingbewertungen? 3. Ist Wissenschafts-PR noch zeitgemäß? Weiterlesen

Neues aus der Bildungsanstalt: 11 Herausforderungen an die deutsche Universität

200 Jahre nach Alexander von Humboldt steht die deutsche Universität für Aufklärung, Theorie, Erkenntnis, Beobachtung und Experiment, systematische Reflexion, rationalen Diskurs und eine wundervolle Vielfalt unterschiedlicher Disziplinen. Die Universität (ich verwende den Begriff bewusst breit für das Wissenschaftswesen) ist eine altehrwürdige Institution, doch zugleich ruhen auf ihr die Hoffnungen der heutigen Wissensgesellschaft. Sie soll Wissensvermehrung, Märkte für Wissensgüter und hochqualifizierte Fach- und Führungskräfte hervorbringen und sich in eine kapitalistische Wirtschaft einfügen. Generationen von Akademikern sind ihrer Alma Mater mit Stolz und Dankbarkeit verbunden. Leider erweckt das Erscheinungsbild der deutschen Universität gegenwärtig Zweifel an ihrer Zukunftsfähigkeit.

Update: Aus den ursprünglichen 10 Herausforderungen für die deutsche Universität sind 11 geworden. Hier sind die ersten 5 Herausforderungen zu lesen, 6 weitere folgen in Teil 2. Ich freue mich auf Meinungen und Anregungen und möchte meinerseits die Frage voranstellen, welche Herausforderungen über diese Liste hinaus ich vielleicht vergessen habe.

(1) Das Reform-Desaster der Wissenschaftspolitik

Viele Professoren echauffieren sich über das Reformdesaster der Wissenschaftspolitik aus Brüssel und Berlin: Exzellenzinitiative und Bologna-Prozess [siehe Soziologie 2008, Hefte 1, 2, 3; Nida-Rümelin 2006; 2008]. Die Exzellenzinitiative des Bundes beinhaltet, dass einzelne Universitäten in einem standardisierten Verfahren der Bemessung und Bewertung von Forschungsleistung als herausragende Forschungsstandorte identifiziert und mit zusätzlichen Finanzmitteln als Forschungsstandort gefördert werden. In der offiziellen Darstellung bleibt meist ausgespart, dass den nicht als exzellent identifizierten Universitäten wenig mehr übrig bleibt als sich auf die Lehre zu konzentrieren [BMBF; Wissenschaftsrat; DFG].
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Unverdiente Wissenschaft oder Antworten auf eine gescheiterte Wissenschaftsreform

Bedauerlich, wenn ein Blogbeitrag erst auf prima Resonanz stößt und dann z.T. verschwindet. Noch bedauerlicher, wenn kurz danach das ganze Weblog verschwindet. Genau dies geschah mit meinem Beitrag „Unverdiente Wissenschaft oder Antworten auf eine gescheiterte Wissenschaftsreform“ . Nach der Veröffentlichugn gingen 18 Kommentare meiner Leser gingen ein, einige Blogs hatten das Thema aufgegriffen, danach verschwand Sozlog komplett infolge eines Bots. Hier jedenfalls ist der Originalbeitrag als pdf: sozlog_unverdiente_wissenschaft08