Nur äußerlich, liebe Besucher, nur noch äußerlich gleicht Ihre Alma Mater der Universität, in der Sie mal studiert haben. Sie haben einen Magister, ein Diplom oder gar eine Promotion erworben? Der Marktwert Ihres Studienabschlusses wird sich demnächst mit dem der Absolventen der neuen BA., MA. und Ph.D. messen lassen müssen. Sie haben im Studium von der Verquickung von Forschung und Lehre profitiert? Diese Erwartung wird sich für die Zukunft wohl kaum aufrecht erhalten lassen, denn separate Förderung der Forschungsuniversitäten und Aufstockung der Lehrdeputate bewirken, dass Lehrende weder Anreize noch Möglichkeiten mehr haben, Impulse aus der Forschung in ihre Lehrtätigkeit einfließen zu lassen. Ihre Bibliothek schloss um 18 Uhr am Abend? Nicht länger, denn nächtliche Öffnungszeiten werden aus Studiengebühren finanziert und durch private Sicherheitsdienste ermöglicht. Dafür erwarten Sie, dass Studierende der Soziologie mit verbesserter Ressourcenausstattung von entrichteten Gebühren profitieren? Dies wiederum verhindern neu erdachte Rechenschlüssel, anhand derer bestimmt wird, was als „Student“ gezählt wird. Diese Schlüssel wiederum sind in den Universitätsorganen hart umkämpft, denn sie sind entscheidend für die Verteilung der Gelder aus Gebühren auf die Studiengänge einerr Hochschule. Ergebnis ist beispielsweise, dass ein realer Student der Soziologie an der Universität Würzburg mit seinen Gebühren von € 500 pro Semester den Kommilitonen der Naturwissenschaften einen Teil ihrer Ausbildung finanziert und ein Student der Universität Bamberg den angehenden Ökonomen. Ausdruck offenkundiger Steuerungsbegeisterung sind Online-Anmeldungssysteme: Schon vor Jahren zeigten sich Hochschulverwaltungen daran interessiert, alle leistungsbezogenen Kenngrößen zentral zu verwalten, auch Lehrveranstaltungen. Vorlesungsverzeichnisse online versprachen mehr Aktualität und Flexibilität bei der Organisation der Lehre. Während der Jahre notorischer Überfüllung entwickelten Dozenten einen Bedarf an der Regulierung der Teilnehmerzahlen, um Ablauf, Literatur und Didaktik besser planen zu können. Resultat ist, dass heute weder die Gebühren zahlenden Studierenden Anspruch auf Zugang zu ihren Wunschveranstaltungen haben, noch Dozenten die Planbarkeit ihrer Lehrveranstaltungen gewährleistet sehen: Anders als angekündigt kann der Dozent die Studierenden nicht vom ersten Semestertag an erreichen, da sie für ihre Anmeldung die von den Hochschulen vergebenen Mailadressen verwenden und nicht die, die sie tatsächlich benutzen. Auch melden sich die Studenten prophylaktisch zu vielen Seminaren an und wählen erst danach aus, welche davon sie tatsächlich besuchen möchten. Hinzu kommt ein drastischer Rückgang der jährlichen Immatrikulationen um 18.000 infolge der Einführung der Studiengebühren (Studie HIS). Darüber hinaus sichern einzelne Professoren ihren Mitarbeitern zusätzliche Taschengelder mit Lehrtätigkeit. So hatte die Universität Bamberg in einem einzigen Semester eine Vielzahl von Proseminaren im Fach Spezielle Soziologie mit dem Titel „Familie und … “. Vielseitigkeit und Breite des Lehrangebots werden so nicht gesichert. Weiterlesen
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