Bildungsfernsehen 2.0

Während des Studiums wurde mal mein „Kulturoptimismus des Fernsehens“   vom Professor gerügt. Dabei wird mein Kulturoptimismus des Fernsehens deutlich getoppt durch meinen Kulturoptimismus der Social Media 😉

Denn so sehr das Fernsehen die Beschäftigung mit Dingen ermöglicht, die sonst nicht zugänglich wären, empfinde ich Wissenschaftsjournalismus im Fernsehen häufig als unbefriedigend. Erstens würde ich mir mehr Wissenschaftsberichterstattung aus sozial- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen im Verhältnis zu den naturwissenschaftlichen Disziplinen wünschen. Zweitens berichtet das Fernsehen häufig im Stil „Wissenschaftler haben herausgefunden, dass …“ . Als Zuschauer möchte ich aber gern erfahren,  um welchen Wissenschaftler an welchem Institut es sich handelt, welches seine wichtigsten Schriften sind, von welchen Positionen er sich abgrenzt usw. Dafür eignet sich der Wissenschaftler-Vortrag besser.

Mit dem Wegfall der Gatekeeperfunktion der Fernsehredaktionen kann ich Vorträge, Panels und Interviews aus erster Hand sehen, z. B. bei YouTube EDUVideolectures und für Vorlesungen in deutscher Sprache auch bei Lernfunk.de (Videos, Podcasts).

Gerade weil Wissenschaft im Paradigma leistungsbezogener Forschungsförderung unter dem Druck steht, ihre gesellschaftliche Relevanz und Nützlichkeit öffentlich darzustellen, haben die Sozial- und Geisteswissenschaften bisher das Nachsehen gegenüber den naturwissenschaftlichen Disziplinen. Nun bietet sich Möglichkeit, dass Wissenschaftler, Hochschulen, Forschungsinstitute, wissenschaftliche Vereinigungen und Fachkonferenzen selbst darstellen, dass ihre Forschungsfragen und Forschungsergebnisse sozial relevant sind, dass sie jeden betreffen. Die Social Media eröffnen erweiterte Chancen, ein globales Publikum aus Wissenschaftlern und Interessierten für ihre Forschung gewinnen. Technisch ist zunächst nicht mehr dabei, als Kanäle einzurichten und Videos hochzuladen.

Ob das frei nach Rechtswissenschaftler Thomas Hoeren eine Aufwertung des gesprochenen Worts gegenüber der schriftlichen Abhandlung bewirkt, oder nicht der mündliche Vortrag durch das Folientheater mit Powerpoint an Qualität einbüßt, wie Sprachwissenschaftler Henning Lobin findet, mag dahingestellt bleiben (Spiegel 20.10.2009; SZ 08.12.2009).

Für die langen Winterabende habe ich drei Videos ausgewählt, die unterschiedliche Strömungen repräsentieren und die man so nicht im Fernsehen zu sehen bekäme. An den Videos ist z.T. erkennbar, dass die Institute ihre Kernkompetenzen auf der inhaltlichen Seite haben, aber im Interesse, die Vorträge vollständig zu sehen, mache ich da gern Konzessionen.

Clay Shirky, 2008, über sein Buch „Here comes Everybody. The Power of Organizing without Organizations“

Mike Wesch, 2009 „The Machine is (Changing) US: YouTube and the Politics of Authenticity „


Alan Krueger, Douglas Massey, Viviana Zelizer , 2008, „Diminishing Returns: Income Inequality in the United States“


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Eine Antwort zu “Bildungsfernsehen 2.0

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